Verstrickt und angebandelt

  • Beitrag veröffentlicht:18. Januar 2015

Fünf Mal hat die Schönberger Theatergruppe von Weihnachten bis ins Neujahr ihr Theaterstück „Das Kreuz mit den Schwestern“ gegeben. Und Fünf Mal war die Turnhalle an der Schule praktisch voll; nur an zwei Terminen blieben wenige Restplätze frei. Applaus gab es entsprechend und Anerkennung für ein nicht ganz einfaches Stück.

„Es ist ein Kreuz mit den Stücken“, sagt Spielleiter Franz Noha, wenn man über eine besonders große Zahl an Spielfreudigen verfügen darf und muss. Denn da sollen Personen und Charaktere zusammen passen, jeder soll zum Zug kommen, das Stück soll lustig und möglichst auch geistreich sein, in Aufwand vor und hinter den Kulissen bewältig bar und es soll weder zur kurz noch zu lang geraten. Da kam das Komödienstadl-Stück von Steffi Kammermeier gerade recht, um 13 Aktiven Rollen und ein paar Nebenrollen echte Gestalt zu geben. Nach einem viertel Jahr Lesen und Proben ging es nun von 26.Dezember bis 3. Januar um Perfektion und Ausdruck und Timing.

Da war das Stück nicht einfach, weil es zwar viel Lustiges und Hintersinniges zu bieten hatte, dafür weniger an „Krachern“. Die nötige Auflösung einer äußerst verwickelten und verknoteten Geschichte musste schließlich der etwas demente Dillinger-.Opa (Willi Plank) eher still aus dem Hintergrund besorgen.

Vor ihm entwickelte sich in drei Akten ein munterer Schlagabtausch, weil der Georg (Markus Roth) und der Simmerl(Christian Nachlinger) in jugendlichen Übermut sich gehörig „aufzwicken“. Der eine würde Hab und Gut verwetten, falls es der andere schaffen sollte, die erzkatholische Schwester Lisl (Johanna Winkler) oder die streitsüchtige Rosa (Julia Krammer) binnen zwei Wochen vor den Altar zu bringen. Dafür oder dagegen arbeiten die resolute Haushälterin Minna (Doris Rötzer), Simmerls besitzergreifende Mutter Wally (Heike Bauer), der listige Braumeister „Freibier“ (Sepp Eberl) oder der ehrenwerte Bürgermeister Adam (Tobias Loibl). Und daneben stehen noch weitere, teils etwas zwielichtige Gestalten, wie der zu Allem bereite Alles Händler Wolfi (Tobias Rainer), seine schöne Schwester Kath(Julia Rainer), der nicht ganz für voll genommene Brauereilehrling „Bubi“ Quirin (Martin Mandl) und die esoterische Anastasia (Daniela Fuchs).

Es ist also für genügen Durcheinander gesorgt, bis sich am Ende doch die Richtigen kriegen. Denn wie so üblich in der Welt der bayerischen Komödie, kann der richtige Weg nur über Irrungen und Wirrungen gefunden werden.

Brauereibesitzer Georg (Markus Roth) und Braulehrling „Bubi“ Quirin (Markus Mandl) und Rosa (Julia Krammer)

Besonders komisch erwischt es den Georg und die Rosa, die sich so lange ankeifen, bis sie mit einem Zauberschnürl des Wolfi so aneinander gekettet werden, dass sie in den zwei Wochen unfreiwillig Bett und selbst „Herzchenhäuslgang“ teilen müssen, bis sie – endlich wieder voneinander gelöst – merken, dass es ihnen gar nicht so schlecht gefallen hat, in perfekter Streitkultur verbandelt zu sein. Der starke Simon, der es mit der Lisl scheinbar leichter erwischt hatte, hat sich leider vorher schon an die zart zupackende Kathi verloren, wie die ihn schneidig und fesch fast beim Fingerhakeln über den Tisch gezogen hätte.

Aber die „bayerische Eheschließungsraison“ funkt da so lange unerbittlich dagegen, bis raus kommt, dass die eigentlich geplante Verbindung ohnehin noch ein paar andere Haken hätte. Der Simon merkt es aber ohnehin selbst, dass man dem Herzen folgen muss; denn bei der Lisl bricht er immer in Schweiß aus und bei der Kathi eben nicht. Und die zarte Lisl zieht es ohnehin zum sanften Quirin; und die extrovertierte Anastasia zum umtriebigen Wolfi. Am Ende kommt es, wie es kommen soll. Die „falschen Fuffziger“ fliegen auf, die Herzen zueinander und die zwei Schlawiner geloben Besserung.

Mit viel Spielfreude ging es auf der Haupt- und einer angebauten Nebenbühne munter durcheinander. Fast war bisweilen schon zu viel los, um allen Handlungssträngen noch zu folgen, aber die Auflösung wurde den Akteuren und somit dem Publikum schließlich sogar noch auf einer Tafel präsentiert, die die wilde Vergangenheit des Dillinger-Opas beleuchtete und so die Gegenwart des Stücks in die richtige Bahn brachte.

Der Beifall des Publikums, darunter Landrat Sebastian Gruber und mehrere Abordnungen umliegender Theatergruppen, war groß und Lohn für eine reife Leistung. Mit fünf fast vollen Aufführungen sei heuer ein Besucherrekord geknackt worden, so Franz Noha. Jetzt heißt es erst einmal aufräumen, durschnaufen und wieder ein Stück suchen; bis zum nächsten komischen Jahreswechsel.